ISG-Blockade

Frau in Seitenansicht in Jeans und T-Shirt sitzt in der Hocke vor Umzugskarton. Hinter ihr mehr Kartons in einer Küche. Sie berührt mit der linken Hand den unteren Rücken, verzieht schmerzhaft das Gesicht, die rechte Hand auf den Karton abgestützt.

Wenn Sie schon einmal eine ISG-Blockade hatten, wissen Sie, wie schmerzhaft und einschränkend diese Störung sein kann. Lesen Sie hier, was bei einer ISG-Blockade passiert, welche Symptome auftreten können, wie sie diagnostiziert und behandelt wird und welche Übungen hilfreich sind.

ISG-Blockade: Das sollten Sie wissen

  • Die ISG-Blockade ist eine mechanische Funktionsstörung im Iliosakralgelenk
  • Die Symptome umfassen starke, meist einseitige Schmerzen im unteren Rücken mit Ausstrahlung und Bewegungseinschränkungen
  • Zu den Ursachen gehören Fehlhaltungen und -belastungen sowie plötzliche Krafteinwirkung, Arthrose, Rheuma oder Symphysenlockerung
  • Mit Physiotherapie und Wärme, z. B. ThermaCare bei Schmerzen im unteren Rücken und der Hüfte, kann eine ISG-Blockade gelöst werden
  • Gezielte Übungen, die die Rumpf- und Beckenmuskulatur dehnen und kräftigen sowie das Gelenk mobilisieren, helfen langfristig gegen Blockaden im Iliosakralgelenk
  • Wärmeumschläge bei ISG-Blockade

    Mit ThermaCare Wärmeumschlägen können Sie Verspannungen im Iliosakralgelenk lösen.

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Was ist eine ISG-Blockade?

Eine ISG-Blockade ist eine Funktionsstörung im Kreuzbein-Darmbein-Gelenk (Iliosakralgelenk oder ISG). Die Iliosakralgelenke rechts und links verbinden die Wirbelsäule über straffe Bänder und Muskeln mit dem Becken. Instabilitäten und Dysfunktionen dieser Gelenke führen häufig zu Kreuzschmerzen und Bewegungseinschränkungen im unteren Rückenbereich.
 
Auch wenn eine ISG-Blockade häufig als ISG-Syndrom (Iliosakralgelenksyndrom) bezeichnet wird, handelt es sich nach medizinischer Definition um zwei verschiedene Störungsbilder. Bei der ISG-Blockade liegt eine rein mechanische Funktionsstörung vor: Die Gelenkflächen verschieben sich oder sind überlastet, laufen quasi nicht mehr „rund“.

Bei dem ISG-Syndrom treten mehrere Symptome rund um die Iliosakralgelenke auf, wie z. B. ISG-Schmerzen mit oder ohne Ausstrahlung, Fehlstellungen, Blockaden oder Entzündungen der Iliosakralgelenke (Sakroiliitis).

Illustration der knöchernen Struktur der Hüfte von vorne, auf der folgende Elemente zu erkennen sind: Kreuz-Darmbein-Gelenke (ISG), Beckenschaufel, Hüftpfanne und Schambein. Die Illustration der Hüfte ist freigestellt vor beigem Hintergrund.

Die Kreuz-Darmbein-Gelenke (ISG) verbinden Wirbelsäule und Becken

ISG-Blockade: Symptome

Typische Symptome einer ISG-Blockade sind, ähnlich wie bei einem Hexenschuss oder einem Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule, starke, meist einseitige Schmerzen im unteren Rückenbereich, die bis in Gesäß, Bein und Fuß ausstrahlen können. Betroffene berichten oft über ein Gefühl der Instabilität im Beckenbereich und Schwierigkeiten beim Gehen oder Aufstehen.
 
Die Schmerzen im Iliosakralgelenk können über einen längeren Zeitraum intensiver werden oder plötzlich einschießen. Es kann auch zu Rückenschmerzen beim Liegen, Rückenschmerzen beim Sitzen oder zu Rückenschmerzen beim oder nach dem Sport kommen. Weitere mögliche Symptome sind Bewegungseinschränkungen und Empfindungsstörungen (z. B. Kribbeln oder Taubheit in einem Bein). 

Auch Bauchschmerzen können bei einer ISG-Blockade auftreten: Verspannungen und Fehlhaltungen im Beckenbereich können in einer Überlastung der umliegenden Muskulatur und dadurch in Schmerzen im Bauchbereich resultieren.
  • Darmprobleme bei ISG-Blockade

    Bei einer ISG-Blockade kann es indirekt zu Darmproblemen kommen, da die Blockade Schmerzen und muskuläre Verspannungen im Becken- und unteren Rückenbereich verursachen und so die normale Funktion des Darms beeinträchtigen kann. Dazu gehören:
    • Bauchschmerzen
    • Verstopfung und Darmträgheit
    • Blähungen
    • Reizdarmsyndrom
    • Beckenbodendysfunktion und Inkontinenz
  • Blasenprobleme bei ISG-Blockade

    Eine ISG-Blockade kann aufgrund der Nähe des Iliosakralgelenks zu Nerven und Muskulatur im Beckenbereich auch zu Blasenproblemen führen. Dazu zählen:
    • Harnverhalt
    • Drang-/Stressinkontinenz
    • Blasenschmerzen
    • häufiges Wasserlassen
Achtung! Bei folgenden Symptomen sollten Sie ärztliche Hilfe einholen:
  • sehr starke, anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen
  • stark eingeschränkte Beweglichkeit
  • neurologische Symptome (Kribbeln, Taubheitsgefühle, Lähmungserscheinungen)
  • Blasen- und Darmprobleme
  • Verdacht auf Verletzung nach Unfall oder Sport

ISG-Blockade: Ursachen und Diagnose

Die Ursachen für ISG-Blockaden sind vielfältig und können in verschiedenen Lebensphasen auftreten. In der Schwangerschaft sind jedoch besondere Faktoren zu beachten.

Ursachen

ISG-Blockaden entstehen häufig durch Fehlhaltungen, Überlastung oder einseitige Belastungen, wie sie etwa beim Heben schwerer Gegenstände, beim Sport oder beim Tragen eines Kindes auftreten können. Auch plötzliche Krafteinwirkungen, wie ein Sturz auf das Steißbein oder eine abrupte ungünstige Bewegung, können eine Blockade verursachen.
 
Zu den weiteren Ursachen gehören:
  • Arthrose
  • Rheumatoide Arthritis und Morbus Bechterew
  • Fehlstellung der Hüfte
  • Verkrümmung der Wirbelsäule (Skoliose)
  • Beckenringinstabilität, bzw. Lockerung der Symphyse in der Schwangerschaft, während Hormonumstellungen oder durch starke Belastung
Übrigens: Psychische Faktoren wie Stress, Angst oder Depression können Rückenschmerzen durch Stress und damit auch schmerzhafte ISG-Beschwerden begünstigen und verstärken!

ISG-Blockaden in der Schwangerschaft

In der Schwangerschaft treten ISG-Blockaden gehäuft auf. Dies liegt vor allem an den folgenden Faktoren:
  • hormonelle Veränderungen und dadurch bedingt größere Beweglichkeit der Gelenke und Bänder
  • Gewichtszunahme, veränderter Körperschwerpunkt und Fehlhaltung durch den wachsenden Bauch
  • verminderte Muskelunterstützung
  • Weitung des Beckens (Darm- und Kreuzbein können auseinanderdriften und sich gegeneinander verschieben)
Eine Blockade des Iliosakralgelenks kann auch Rückenschmerzen nach der Geburt auslösen.

Welche Rückenschmerzen betreffen vor allem Frauen*?

Diagnose

Diagnostiziert wird eine ISG-Blockade in der Regel von Orthopäd:innen mit Hilfe einer Anamnese und eingehender körperlicher Untersuchung inklusive Abtasten des Gelenks und Bewegungstests. Bildgebende Verfahren wie Röntgen oder MRT (Magnetresonanztomografie) können eine ISG-Blockade in der Regel nicht darstellen, werden aber unter Umständen eingesetzt, um andere Erkrankungen wie einen Bandscheibenvorfall auszuschließen.

ISG-Blockade lösen: Behandlung und Übungen

Um eine ISG-Blockade erfolgreich zu behandeln, stehen verschiedene konservative Methoden zur Verfügung.

Behandlung

Eine ISG-Blockade wird in der Regel konservativ behandelt. Mit den folgenden Methoden können Blockaden im Gelenk und Muskelverspannungen gelöst und Schmerzen gelindert werden:
  • Physiotherapie und Übungen für Rücken und Bauch
  • manuelle Therapie (z. B. Chiropraktik und Osteopathie)
  • medikamentöse Schmerztherapie (z. B. durch die orale Gabe von Ibuprofen und Diclofenac)
  • Infiltrationstherapie (Injektion von Medikamenten in das betroffene Gelenk)
  • Kälte- und Wärmetherapie
  • ergonomische Liegeposition (z. B. mit angewinkelten Beinen oder Stufenlagerung)

Grundsätzlich gilt: Eine frühzeitige und gezielte Behandlung ist entscheidend, um die Beweglichkeit wiederherzustellen und chronischen Schmerzen vorzubeugen.

Übungen

Mit kräftigenden und dehnenden Übungen können Sie das Iliosakralgelenk mobilisieren und stabilisieren. Gezielte Bewegung verbessert außerdem die Beweglichkeit in der Hüfte, löst Verspannungen im Rücken und stärkt die Rumpf- und Beckenmuskulatur.
 
Führen Sie die Übungen für das Iliosakralgelenk vorsichtig und langsam durch und brechen Sie ab, wenn sich die Schmerzen nicht verbessern oder stärker werden.  
 
Mit diesen ISG-Übungen für Zuhause können Sie eine leichte ISG-Blockade selbst lösen oder lockern und zukünftigen Beschwerden vorbeugen.

Übung 1ISG-Blockade lösen

Sehr häufig werden Schmerzen im unteren Rücken durch Störungen des Bewegungsapparates im Beckenbereich verursacht. Mit den folgenden Übungssequenzen können Sie akute Schmerzen selbst lindern und eine Iliosakralgelenkblockade lösen. Sie benötigen dafür Matte (optional) und Stuhl sowie eine gepolsterte Sitzgelegenheit wie einen Sessel oder ein Sofa.

  • Übungen anzeigen

    Übung 1
    Knien Sie auf einer Matte oder direkt auf dem Boden vor einem Sessel oder Sofa und stützen Sie sich mit den Unterarmen auf der Sitzfläche ab. Schieben Sie die Knie so weit zurück, dass Sie sich in den Leisten durchhängen lassen können.

    Lassen Sie sich dann mit den Leisten voran ganz langsam nach unten absinken. Halten Sie die Dehnung für 20 - 30 Sekunden.

    Übung 2
    Setzen Sie sich auf einen Stuhl und legen Sie das linke Bein auf das rechte. Das linke Fußgelenk liegt auf dem rechten Oberschenkel kurz vor dem Knie.

    Gehen Sie nun gefühlt ins Hohlkreuz und beugen Sie den Rumpf so weit nach vorne und unten, bis sich ein deutlicher Dehnungsschmerz zeigt. Wenn Sie den Rumpf nicht mehr weiter nach vorne bringen können, runden Sie den Rücken ein. Bleiben Sie ca. eine bis zwei Minuten in der Dehnung pro Bein und wechseln Sie dann die Seite. 

Übung 2Iliosakralgelenk mobilisieren

Mit dieser einfachen Übung können Sie schon morgens vor dem Aufstehen das ISG beweglicher machen.

  • Schritt-für-Schritt-Anleitung anzeigen

    Schritt 1
    Legen Sie sich auf den Rücken, die Beine sind ausgestreckt.
     
    Schritt 2
    Verlängern Sie nun das gestreckte rechte Bein, indem Sie den Oberschenkel in Richtung Fuß weg von der Hüfte ziehen, bis Sie eine angenehme Dehnung im unteren Rücken verspüren. Die Fersen schleifen dabei über die Unterlage. Wechseln Sie nach jedem Zug das Bein und wiederholen Sie die Übung dreißigmal pro Seite.

Seitenansicht von Frau in brauner Sportkleidung und weißen Socken. Sie liegt auf dem Rücken auf lilafarbener Matte auf dem Boden. Ein Pfeil deutet an, dass ihre Füße weg von der Hüfte ziehen. Im Hintergrund Pflanzen, Spiegel und kleiner Tisch.

Übung 3Hüftblockade lösen

Bei einer Hüftblockade können Sie mit den folgenden Übungen die Verspannungen in der Hüftregion lösen und die Hüfte mobilisieren. Dazu benötigen Sie einen kleinen Gegenstand, mit dem Sie Druck in bestimmte Punkte in der Muskulatur geben können, z. B. einen Massageknauf oder -ball.

  • Übungen anzeigen

    Übung 1
    Positionieren Sie den Gegenstand genau an der Stelle des Gesäßes, wo es beim Gehen oder Heben des Beines zu Schmerzen kommt und setzen Sie sich vorsichtig darauf. Wenn die Stelle zu empfindlich ist, können Sie die Übung auch an der Wand machen und sich im Stehen auf den Gegenstand lehnen.
     
    Bleiben Sie eine Minute in dieser Position. Wenn der Schmerz abnimmt, können Sie Ihre Position leicht verändern, um ein größeres Areal um den Punkt herum zu bearbeiten.


    Übung 2 
    Legen Sie sich auf den Rücken und ertasten Sie den Hüftstachel, den gut tastbaren Knochenvorsprung vorne rechts und links an der Hüfte (dort, wo bei einer Jeans vorne die kleine Hosentasche ist).

    Von dem Hüftstachel aus gehen Sie etwas nach innen unten und suchen den Punkt, der auf Druck schmerzhaft reagiert. Drücken Sie an dieser Stelle den Gegenstand von oben in das Gewebe. Halten Sie den Druck auf den Punkt für eine Minute. Suchen Sie dann den Punkt auf der anderen Seite und üben Sie dort ebenfalls Druck aus.

    Machen Sie die Übung für eine Minute und wechseln Sie bei Bedarf zur anderen Seite.

ISG-Blockade: Dauer

Eine akute ISG-Blockade, die durch eine plötzliche Belastung oder eine unglückliche Bewegung ausgelöst wurde, kann innerhalb weniger Tage bis Wochen abklingen, vor allem, wenn sie frühzeitig erkannt und behandelt wird. Ist die ISG-Blockade chronisch, kann sie mehrere Monate bis Jahre andauern. Mit einer geeigneten Therapie kann die Heilung beschleunigt werden.

Fragen und Antworten

  • Was ist unter einer ISG-Blockade zu verstehen?

    Die ISG-Blockade (Blockade im Iliosakralgelenk) ist eine mechanische Funktionsstörung im Iliosakralgelenk, die zu Bewegungseinschränkungen und erheblichen Schmerzen im unteren Rückenbereich führen kann.

  • Welche Symptome treten bei einer ISG-Blockade auf?

    Typische Symptome einer ISG-Blockade sind starke, meist einseitige Schmerzen im unteren Rückenbereich, die bis in das Gesäß und die Oberschenkel ausstrahlen können.

  • Wie lange ist man bei einer ISG-Blockade krank?

    Eine akute ISG-Blockade kann innerhalb weniger Tage bis Wochen abklingen, wenn sie frühzeitig behandelt wird. Eine chronische ISG-Blockade kann mehrere Monate bis Jahre andauern.

    Die Dauer der Krankschreibung ist vom Schweregrad der Blockade, den beruflichen Anforderungen und dem Gesundheitszustand der betroffenen Person abhängig.

  • Was kann ich tun bei einer ISG-Blockade?

    Sie können eine ISG-Blockade mit Physiotherapie und manueller Therapie lockern und lösen und die Beschwerden mit gezielten Übungen nachhaltig reduzieren. Unterstützend können Wärme- oder Kältetherapie und kurzfristig Schmerzmittel zum Einsatz kommen.

  • Ist bei einer ISG-Blockade Bewegung oder Ruhe besser?

    Eine ISG-Blockade sollte mit sanfter Bewegung gelöst werden. Vor allem Dehn- und Kräftigungsübungen für Rücken, Becken und Bauch mobilisieren und stärken die betroffene Region und können sowohl bei einer akuten ISG-Blockade als auch vorbeugend ausgeführt werden.
     
    Zu lange Ruhephasen hingegen können zu einer Verschlechterung der Symptome, Immobilität und Muskelabbau führen.
  • Welcher Sport ist bei einer ISG-Blockade empfehlenswert?

    Bei einer ISG-Blockade helfen gezielte Kräftigungs- und Dehnungsübungen für die Bauch-, Rücken- und Beckenmuskulatur. Weitere geeignete Sportarten sind:
    • Schwimmen/Aquafitness für gelenkschonende Bewegung
    • Wandern unterstützt das Herz-Kreislauf-System
    •  Yoga/Pilates fördern Beweglichkeit und Kraft
    Achten Sie darauf, vorsichtig zu trainieren und bei Bedarf Ruhepausen einzulegen.
  • Kann eine ISG-Blockade seelische Ursachen haben?

    Ja, in vielen Fällen kann eine ISG-Blockade durch seelische Ursachen beeinflusst oder ausgelöst werden.

    Einerseits können Stress, Angst oder Depression durch einen erhöhten Muskeltonus, Fehlhaltungen und Bewegungsmangel eine ISG-Blockade begünstigen. Andererseits können psychische Probleme das Schmerzempfinden verstärken und so die Beschwerden verschlimmern.

Allgemeiner Hinweis:

*Trotz der hier genutzten Begriffe „Frau”, „Frauen” und „weiblich“ sprechen wir mit diesem Artikel nicht nur Cis-Frauen an, also Frauen, deren Geschlechtsidentität dem Geschlecht entspricht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde, sondern alle Personen, die über Rückenschmerzen aufgrund von Zyklusschwankungen, Menstruation, Schwangerschaft, Stillen, Wechseljahren oder gynäkologischen Erkrankungen, bzw. Besonderheiten klagen. Dies schließt auch Trans-, Intersex- und non-binäre Menschen ein.